SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.11.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWa
Kommende Nacht örtlich Glatteis. Ab Mittwoch zunehmend windig mit teils schweren
Sturmböen an den Küsten und auf den Bergen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... erstreckt sich ein zonal orientierter Höhenrücken vom Ostatlantik
kommend über die Britischen Inseln bis ins westliche Mitteleuropa. Ihm gegenüber
steht ein umfangreicher Langwellentrog, der sich von Nordwestrussland südwärts
bis zum Balkan erstreckt. Daraus resultiert insgesamt eine antizyklonal
konturierte nördliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet.
Im Tagesverlauf verlagert sich innerhalb der recht weit nördlich verlaufenden
Frontalzone über dem Nordatlantik ein Höhentrog unter Intensivierung vom
Seegebiet nordöstlich Islands zur norwegischen Küste. Dadurch wird die Achse des
Höhenrückens allmählich nach Süden gedrückt und über dem Norden des Landes dreht
die Höhenströmung auf Nordwest. Insgesamt macht sich dabei vor allem über dem
Nordosten nieder- und mitteltroposphärisch zunehmend WLA in Form dichter tiefer,
teils auch mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar. Für nennenswerte Niederschläge
dürften die Hebungsprozesse aber noch nicht ausreichen.
Im Bodenfeld befindet sich Deutschland im Einflussbereich einer recht
umfangreichen Hochdruckzone mit Schwerpunkten über den Britischen Inseln und
Norddeutschland. Diese wird nach wie vor gestützt durch die WLA, verlagert sich
aber zögernd südwärts, abends liegt die Achse des Hochs in etwa über der Mitte
des Landes. Somit dreht die Bodenströmung im Norden und Nordosten auf Nordwest
bis West, wobei sich der Gradient - resultierend aus einer recht markanten
Zyklogenese über der nördlichen Norwegischen See - im Tagesverlauf verschärft.
Entsprechend nimmt der Wind zu und bereits ab dem Vormittag kann es entlang der
nordfriesischen Küste und der Ostseeküste erste steife Böen (Bft 7) aus West
geben.
Ansonsten steht unter Hochdruckeinfluss ein ruhiger Tag ins Haus. Anfangs weht
am Südrand des Hochs im Südwesten noch ein lebhafter östlicher Wind mit steifen
Böen vor allem in freien Lagen und in Ost-West ausgerichteten Tälern und
Sturmböen vor allem im Hochschwarzwald. Mit der allmählichen Südverlagerung der
Hochdruckzone fächert der Gradient im Tagesverlauf aber deutlich auf und
spätestens ab dem frühen Nachmittag dürfte der Wind nicht mehr warnrelevant
sein.
Bereits aktuell machen sich im Nordosten erste hochnebelartige Wolkenfelder
bemerkbar, die sich bis zum Abend noch etwas südwärts ausweiten. Ansonsten
scheint aber verbreitet die Sonne, gebietsweise vorhandene Nebel- oder
Hochnebelfelder lösen sich auf. Die Höchstwerte dürften sich in der weiterhin
bodennah wetterbestimmenden kontinentalen Polarluft zwischen 0 und +4 Grad
bewegen, in einigen Mittelgebirgstälern gibt es leichten Dauerfrost, auf den
Bergen sowieso. Milder mit Werten bis 7 Grad wird es mit der beginnenden
Advektion milderer Nordseeluft an den Küsten, auch im Oberrheingraben sind etwas
höhere Werte denkbar.

In der kommenden Nacht kommt der Höhentrog vor der norwegischen Küste allmählich
ostwärts voran und erreicht Mittwochfrüh mit seiner Achse in etwa die Ostsee.
Der Höhenrücken wird dadurch weiter nach Westen abgedrängt, so dass die
Höhenströmung über dem gesamten Vorhersagegebiet auf Nordwest dreht, allmählich
eine zyklonalere Kontur annimmt und sich verschärft. Vor allem über dem Norden
und Osten des Landes sorgt WLA für allerdings nicht sonderlich markante
Hebungsprozesse, lediglich über dem äußersten Nordosten werden diese durch PVA
noch ein wenig unterstützt.
Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief verlagert sich vom Seegebiet
westlich der Lofoten unter weiterer leichter Vertiefung zögernd nordostwärts.
Die zugehörige Kaltfront greift im Laufe der zweiten Nachthälfte auf den
äußersten Nordosten des Landes über. Präfrontal und auch im Frontbereich kommt
es zu leichten Niederschlägen, wobei die Mengen warntechnisch keine Rolle
spielen, maximal werden in Schleswig-Holstein und entlang der Ostseeküste 2 bis
3 mm in 12 Stunden simuliert. Unsicherheiten bestehen allerdings bzgl. der
Niederschlagsphase. Allgemein dürfte Regen oder Nieselregen fallen, etwas weiter
landeinwärts ist bei Temperaturen um -2 bis -3 Grad in 850 hPa auch leichter
Schneefall nicht ganz ausgeschlossen (z.B. GFS im Nordosten Brandenburgs). Im
Übergangsbereich ist allerdings auch die gefrierende Phase möglich, vor allem
ICON-Nest und COSMO_EU bzw. -DE haben im östlichen Niedersachsen, in Vorpommern
und im Norden Brandenburgs teilweise recht flächig Regen mit Glatteisbildung auf
der Karte. Das "Super HD" (basierend auf ICON) zeigt nur im Süden Vorpommerns
bzw. in Nordbrandenburg schwache Signale dafür, GFS gibt keine Hinweise auf
Glatteisregen. Auch in den Vorhersagetemps ist auffällig, dass ICON-Nest
ausgeprägtere "warme Nasen" (Schmelzflächen) simuliert als die externen Modelle
(GFS und auch ECMWF).
Insgesamt dürfte somit wohl eine markante Warnung - wenn überhaupt - ausreichend
sein.
Mit Annäherung der Kaltfront verschärft sich der Gradient im Norden und Osten
weiter, das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Frankreich. Der Wind an
den Küsten legt entsprechend weiter zu, so dass es in Nordfriesland und entlang
der vorpommerschen Küste auch stürmische Böen (Bft 8), vom Darß bis nach Rügen
exponiert Sturmböen (Bft 9) aus West bis Nordwest geben kann. Ausgangs der Nacht
muss auch auf exponierten Gipfeln der östlichen Mittelgebirge mit stürmischen
Böen gerechnet werden.
Die dichten Wolken weiten sich bis Mittwochfrüh auf die gesamte Norddeutsche
Tiefebene bis in etwa zu einer Linie Emsland - Lausitz aus. Südlich davon
verläuft die Nacht noch überwiegend klar oder gering bewölkt, wobei sich vor
allem in Süddeutschland stellenweise Nebel bilden kann. Verbreitet gibt es dort
mäßigen, in einigen Muldenlagen eventuell auch strengen Frost. Vereinzelt ist
Glätte durch Reif möglich. An den Küsten bleibt es dagegen frostfrei, im
angrenzenden Binnenland steigen die Temperaturen nach anfänglich leichtem Frost
mit Aufzug der Wolken allmählich in den positiven Bereich.

Mittwoch... kommt der Höhentrog über Nordeuropa noch ein wenig weiter nach Osten
voran und erreicht Finnland und das Baltikum. Das Höhenhoch mit Schwerpunkt über
Irland ändert sich in Lage und Intensität kaum, insgesamt verschärft sich die
nordwestliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet noch etwas. Vor allem im
Norden und Nordosten werden die WLA- induzierten Hebungsprozesse durch PVA
vorderseitig eines im Geopotentialfeld kaum auszumachenden kurzwelligen
Randtroges noch etwas verstärkt.
Im Bodenfeld überquert die Kaltfront den Norden und Nordosten des Landes, geht
dann über Nordwestdeutschland über in die Warmfront eines von Island allmählich
südostwärts ziehenden Wellentiefs. Somit kommen die Niederschläge im Westen
kaum, im Osten allmählich südwärts voran und erreichen zum Abend in etwa eine
Linie Ostfriesland - Vogtland. Südwestlich davon bleibt es trocken.
Allgemein werden recht übereinstimmend nur geringe Mengen bis 5 mm in 12 Stunden
simuliert, wobei vor allem am Vormittag in der Osthälfte noch stellenweise Regen
mit Glatteisbildung nicht ausgeschlossen werden kann. Insgesamt scheinen die
deutschen Modelle aber nach wie vor zu übertreiben. Zudem gelangt postfrontal
ein Schwall maritimer Polarluft mit Werten um -4 Grad in den Nordosten des
Landes, so dass vor allem in Brandenburg und Sachsen auch die Schneephase nicht
ganz von der Hand zu weisen ist. Für eine dünne Schneedecke dürfte es aber
angesichts der bodennah advehierten etwas milderen Meeresluft - mal abgesehen
von höheren Lagen im Erzgebirge und Zittauer Gebirge - wohl kaum reichen.
Die Gradientverschärfung setzt sich ebenfalls weiter nach Süden durch, so dass
der Wind generell im Mittelgebirgsraum - abgesehen vom Schwarzwald und der Alb -
und an den Alpen deutlich zulegt. Auf exponierten Gipfeln gibt es Sturmböen oder
schwere Sturmböen (Bft 9 bis 10). Auch an den Küsten ist nach wie vor mit
starken, entlang der vorpommerschen Küste mit stürmischen Böen (Bft 7 bis 8) aus
West bis Nordwest zu rechnen.
Der Westen und Süden des Landes verbleiben noch im Einflussbereich der von den
Britischen Inseln bis nach Ostfrankreich reichenden Hochdruckzone. Dort scheint
- nachdem sich eventuell vorhandene Nebelfelder aufgelöst haben - noch
vielerorts die Sonne, die frontale Bewölkung erreicht bis zum Abend in etwa eine
Linie Eifel - Ostbayern. Vor allem in den Nordwesten wird recht milde
Nordseeluft advehiert und die Temperaturen erreichen Höchstwerte von etwa 5 bis
9 Grad. Ansonsten bewegen sie sich zwischen 0 und 5 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag verschärft sich die nordwestliche Höhenströmung
weiter und das oben angesprochene Wellentief zieht bis zum Morgen zumindest nach
Lesart der deutschen Modelle und des ECMWF nach Südnorwegen, GFS simuliert es
bereits weiter östlich, in etwa über der mittleren Ostsee. Die Warmfront kommt
von Nordwestdeutschland im Laufe der Nacht ostwärts voran, wobei sich die WLA
und entsprechend auch die Hebungsprozesse noch etwas verstärken. ICON-Nest
simuliert vor allem am Erzgebirge gebietsweise mehr als 10 mm in 12 Stunden,
ECMWF etwas geringere Mengen. Nach GFS finden die stärksten Hebungsprozesse eher
weiter nordöstlich statt, so dass es vor allem in Sachsen insgesamt geringere
Mengen auf der Karte hat (maximal 5 bis 6 mm Richtung Zittauer Gebirge).
Insgesamt kommen die Niederschläge im Westen nach wie vor kaum nach Süden voran,
und erreichen gerade so den westdeutschen Mittelgebirgsraum. Dort besteht dann
noch ein geringes Risiko für gefrierenden Regen, wobei ICON-Nest nach wie vor
wohl etwas übertreibt, allerdings auch GFS zumindest schwache Signale dafür
gibt.
Weiter östlich fällt weiterhin teilweise bis in mittlere Höhenlagen meist
Schnee, auch in tiefen Lagen Brandenburgs und Sachsens können die Niederschläge
anfangs mit Schnee vermischt sein, wobei mit etwas ansteigenden Temperaturen in
850 hPa die Schneefallgrenze allmählich ansteigt. Im Erzgebirge sind aber in
höheren Lagen (oberhalb etwa 600 m) durchaus Neuschneemengen um 10 cm, in
Staulagen auch mehr, denkbar, wobei in Kamm- und Gipfellagen auch
Schneeverwehungen Thema werden dürften.
An der Windsituation ändert sich nachts nur wenig, wobei der Wind an der Ostsee
vorübergehend etwas ab- und im Nordseeumfeld ein wenig zunimmt.

Donnerstag... verlagert sich - eingebettet in die nordwestliche Höhenströmung -
ein Kurzwellentrog unter Verschärfung von der nördlichen Norwegischen See rasch
bis zum Abend zur südlichen Ostsee. Dabei kommt es vor allem aufgrund von PVA im
diffluenten Höhenfeld über dem nördlichen Mitteleuropa zu markanter Hebung und
entsprechend kann sich das von Südnorwegen bis zum Abend ins Baltikum ziehende
Wellentief deutlich vertiefen, wobei es bzgl. der genauen Zugbahn des Tiefs noch
Modelldifferenzen gibt. Nach ECMWF befindet es sich abends über dem Nordosten
Polens, nach GFS über der Nordukraine. Allen Modellen gemein ist aber eine
deutliche Gradientverschärfung über dem Norden und Osten des Landes. An den
Küsten dürfte es recht verbreitet Sturmböen, entlang der vorpommerschen
Ostseeküste auch schwere Sturmböen aus Nordwest geben, im Binnenland Nord- und
Ostdeutschlands starke, nach Osten zu stürmische Böen. Auf den Bergen gibt es
weiterhin Sturm- oder schwere Sturmböen, auf exponierten Gipfeln der östlichen
Mittelgebirge auch orkanartige Böen. Ausgenommen sind wohl weiterhin der
Schwarzwald und die Schwäbische Alb, da sich der Südwesten Deutschlands nach wie
vor im Einflussbereich des sich kaum verändernden Hochdruckgebiets über
Frankreich und den Britischen Inseln befindet.
Auch an der Verteilung der Niederschläge ändert sich kaum etwas. Nach Abzug der
Warmfront klingt deren Intensität im Warmsektor zudem noch etwas ab. Meist
werden in etwa nordöstlich einer Linie Niederrhein - ostbayerisches Bergland
Mengen zwischen 1 und 7 mm simuliert, die höchsten Mengen nordöstlich der Elbe
und am Erzgebirge. Die Temperatur in 850 hPa (zwischen -2 und 0 Grad)) und
entsprechend auch die Schneefallgrenze steigen weiter an, auch im Erzgebirge
dürfte es nur noch in den höchsten Kammlagen (oberhalb 800 m) für geringen
Neuschneezuwachs reichen. Die Kaltfront erreicht erst am späteren Abend den
Norden des Landes.
Im Süden und Südwesten Deutschlands steht noch einmal ein recht freundlicher und
- abgesehen von den Sturmböen auf den Bergen - warntechnisch ruhiger Tag ins
Haus. Vor allem vom Hunsrück bis nach Niederbayern scheint noch überwiegend die
Sonne. Die Temperaturen steigen allgemein etwas an und erreichen Höchstwerte
zwischen 3 und 8 Grad, nur in einigen geschützten Mittelgebirgstälern bleibt es
etwas kälter. Im Norden und Nordwesten wird es dagegen mit 7 bis 11 Grad noch
etwas milder.



Modellvergleich und -einschätzung
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Insgesamt simulieren alle vorliegenden Modelle eine ähnliche Wetterentwicklung.
Die Unterschiede, die Niederschlagsphase betreffend, wurden bereits im Text
angesprochen, eine großräumige Glatteislage scheint nicht ins Haus zu stehen.
Die leicht unterschiedlich simulierte Zugbahn des Tiefs am Donnerstag hat keine
großen Konsequenten auf die Warnstrategie.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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