SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.11.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Antizyklonale Nordlage, ab Mittwoch Übergang zu einer Nordwestlage

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein ausgeprägter Langwellentrog über Osteuropa. Gleichzeitig
reicht ein blockierender Keil über dem Ostatlantik bis ins Nordmeer. Zwischen
diesen Systemen hat sich über Nord- und Zentraleuropa eine nördliche Strömung
eingestellt, die maritime Arktikluft nach Mitteleuropa lenkt, die hinter einer
Kaltfront, die zu einem kräftigen Tief über Nordwestrussland liegt, einfließt.
Die Kaltfront befindet sich heute Abend über dem Süden Deutschlands. Sie ist im
rechten Ausgang des Jets von einem antizyklonalen Bodendruckfeld überlagert.
Dementsprechend schwach ist auch ihre Aktivität. Bei Niederschlagsmengen von 0,1
- 0,5 mm/h fällt im Frontbereich derzeit nur im höheren Bergland (> 700 m)
Schnee. Starkes postfrontales Absinken sorgt in der einfließenden trockeneren
Kaltluft verbreitet für Wolkenauflockerungen. Bis zum Morgen sinkt die
850-hpa-Temperatur über der Osthälfte Deutschlands bis -10 °C. So ist in der
Nacht verbreitet mit Frost von -1 °C bis -5 °C zu rechnen. Glätte durch
überfrierende Nässe gibt es allenfalls unmittelbar rückseitig der Front. Am
Alpenrand fällt in der Nacht weiterhin leichter Niederschlag der bis in die
Tallagen in Schnee übergeht. Es werden aber nur wenige Zentimeter Neuschnee
erwartet.
Der Süden Deutschlands gelangt in der Nacht an die Südostflanke des
Atlantikhochs, das sich mit seinem Zentrum bis zur Nordsee verlagert. An der
Südflanke des Hochs verstärkt sich der Gradientwind, sodass in den Kammlagen des
Schwarzwaldes gegen Morgen Sturmböen aufkommen.

Montag ... verlagert sich der Trog weiter nach Südosteuropa und der Schwerpunkt
des Bodenhochs wandert zur niederländischen Nordseeküste, sodass das gesamte
Bundesgebiet in seinem Einflussbereich unter Absinken gelangt. So wird es
verbreitet sonnig. Nur im Alpenvorland sowie am Nordrand vom Erzgebirge und dem
Thüringer Wald halten sich noch dichte Wolken, da sich dort die feuchtere Luft
in den unteren Schichten unterhalb der Absinkschicht staut. Diese dichteren
Wolken bringen aber allenfalls leichten Schneegriesel. Durch das Absinken und
später auch durch Advektion setzt in den mittleren Atmosphärenschichten im
Tagesverlauf Erwärmung eine, sodass die 850-hPa-Temperatur wieder zu steigen
beginnt. Im höheren Bergland stellt sich Dauerfrost ein. Die
MOS-MIX-Temperaturen scheinen in Anbetracht der 850-hPa-Temperatur von unter -10
°C für das östlich Bergland etwas zu hoch. Im Flachland werden meist 1 bis 4
Grad, im Südwesten örtlich um 5 Grad erwartet.
Der starke Gradientwind hält im Südwesten weiter an, sodass auf den Berggipfeln
mit Sturmböen aus Ost zu rechnen ist.

In der Nacht zum Dienstag wird der Langwellentrog weiter nach Osten verdrängt.
Eine Hochdruckzone weitet sich von Groß-Britannien bis nach Mitteleuropa aus.
Starkes Absinken und WLA sorgen für weitere Erwärmung in der Höhe. Vor allem in
der Mitte und im Norden des Landes stellen sich dabei windschwache Verhältnisse
bei klarem Wetter ein. Verbreitet gibt es mäßigen Frost. In den Tallagen der
östlichen Mittelgebirge ist strenger Frost unter -10 °C möglich. Reifglätte und
Nebel gibt es abgesehen von Flussniederungen und am Nordrand der östlichen
Mittelgebirge aufgrund der trockenen Luft kaum.
.
Dienstag ... verlagert sich der Hochschwerpunkt zu den Alpen, die zugehörige
Hochdruckzone reicht von dort bis zum Seegebiet westlich von Irland, wo sich ein
neuer Hochschwerpunkt bildet mit senkrechter Achsenlage. Auf der Nordseite der
Hochdruckzone gelangt der Norden und Osten in eine nordwestliche Strömung mit
der in mittleren und höheren Schichten massive WLA aufkommt. Bei weiter
anhaltendem Absinken wird eine Inversion auf etwa 750-hPa simuliert. Unterhalb
dieser wird an der Nordostflanke des Hochs mit nordwestlicher Strömung feuchte
Nordseeluft herangeführt. Dadurch breitet sich dichte Stratusbewölkung auf den
Nordosten aus. Schwache Niederschläge werden von ICON simuliert. Diese sollten
als Sprühregen fallen (Temperatur der feuchten Schicht > -10 °C). Ein Gefrieren
ist sehr unwahrscheinlich, da mit den Wolken in den unteren Schichten erwärmte
Meeresluft herangeführt wird, in der die Temperatur schnell auf etwa 3 °C
ansteigt. Der Wind schwächt sich im Schwarzwald, auf der Alb und in den Alpen
ab. Dagegen werden an der See im Tagesverlauf Böen Bft 7 aus West erwartet.
Ansonsten hält das Absinken unter Hochdruckeinfluss weiter an, wobei die
trockene Luft teils bis zum Boden absinkt. Bei einem wolkenfreien Himmel ist im
Bergland bei sehr niedrigen Taupunkten gute Fernsicht möglich.

In der Nacht zum Mittwoch dringt eine maskierte Kaltfront eines
Skandinavientiefs in den Norden ein und bringt von Nordwesten her Regen.
Landeinwärts ist zu Beginn auch Schnee bzw. gefrierenden Regen möglich. ICON
simuliert eine starke Bodeninversion mit negativen Temperaturen in Teilen
Norddeutschlands. Ob diese wirklich so massiv auftritt, ist derzeit noch
fraglich, da auflebender Wind für Durchmischung sorgt. ECMWF ist diesbezüglich
weniger aggressiv, da in diesem Modell die Stratusdecke vor Eintreffen der
Front, anders als im ICON nicht, auf geht. Der Wind nimmt vor allem an den
Küsten und im höheren Bergland mit Sturmböen weiter zu.
Im Rest von Deutschland ist wieder mit einer sternenklaren Nacht mit mäßigem
Frost zu rechnen. Die Nebelneigung und Reifglättegefahr ist in der trockenen
Luft eher gering.
.
Mittwoch ... verlagert sich die Hochdruckzone retrograd Richtung Atlantik, wobei
das Bodenhoch sein Zentrum nach Großbritannien verschiebt. Dadurch einsteht ein
ausgeprägter Höhenrücken, der von der Südspitze Grönlands bis Westeuropa reicht.
Demgegenüber steht der osteuropäische Langwellentrog mit einem steuernden
Zentraltief über Fennoskandien. Deutschland gelangt dabei in eine straffe
Nordwestströmung, in der sich die Frontalzone über dem Nordosten festsetzt und
feuchte Nordseeluft herangeführt wird. Die bereits angesprochene maskierte
Kaltfront zieht schlecht definiert über die Nordosthälfte und sorgt dort für
Niederschläge. Diese können anfangs als Schnee, oder sogar als gefrierender
Regen fallen. In der Nacht zum Donnerstag setzten dann je nach Modell mehr oder
weniger starke Stauniederschläge am Erzgebirge ein. Die Schneefallgrenze mit 500
- 800 m und die Niederschlagsintensität sind derzeit noch unsicher. In den
Kammlagen ist derzeit aber zumindest mäßiger Schneefall in der Nacht auf
Donnerstag als wahrscheinlich einzuschätzen. Zudem nimmt der Wind in der
Nordosthälfte deutlich zu, mit teils starken Böen bis in tiefe Lagen und
Sturmböen im Bergland ab der Nacht zum Donnerstag.
Die Südwesthälfte wird noch antizyklonal beeinflusst. Dort bleibt es trocken und
im Südwesten sogar aufgelockert.


Modellvergleich und -einschätzung
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Es gibt größere Unterschiede bezüglich der genauen Frontposition in der Nacht
zum Donnerstag, die über den Niederschlagsschwerpunkt und die Niederschlagsphase
entscheidet. Ansonsten zeigen die Modelle alle eine sehr ähnliche Entwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold

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