SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.11.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HB, Übergang zu NA
Wetter: Von Norden her Durchzug einer Kaltfront, dabei an der Ostsee windig.
Heute Nacht im Mittelgebirgsraum geringe Glatteisgefahr. Nachfolgend von Norden
her deutlich kälter und wieder ruhiges Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... ist zunächst noch eine umfangreiche Höhenantizyklone über den
Britischen Inseln wetterbestimmend. Sie stützt eine Hochdruckzone, die vom
Seegebiet westlich Schottlands bis ins östliche Europa verläuft, wobei ihre
Achse über der nördlichen Mitte Deutschlands liegt. Gleichzeitig liegt ein
hochreichendes Tief im Bereich der Iberischen Halbinsel. Für unser Wetter
interessanter ist aber ein sich über Skandinavien bildender Trog, auf dessen
Vorderseite heute ein kräftiges Tief von Nordskandinavien nach Finnland zieht.
Dessen Kaltfront erreicht am späten Nachmittag den äußersten Norden
Deutschlands, wobei aber nur sehr geringe Niederschläge simuliert werden. Zudem
ist mit der Kaltfront im Norden Deutschlands zunächst bodennah kein
Temperaturrückgang verbunden, da die vorhandene Luftmasse sehr stabil
geschichtet ist und bodennah damit recht kalt. Dabei liegt im Norden eine
Inversion in Bodennähe, bis in den Süden Deutschlands steigt sie auf etwa 850
hPa an. Die stabil geschichtete Luft wird heute auch weitgehend das Wetter
bestimmen. Die an den Inversionen liegenden Schichtwolken werden sich kaum
auflösen, am besten sind die Chancen ganz im Süden, in der Mitte in der Nähe der
jetzt schon vorhandenen Lücken und im Norden, wo die Grundschicht teils sehr
flach ist. Gerade dort kann es aber auch bis weit in den Tag hinein neblig sein,
so dass dort die Nebelwarnungen sicher zumindest teilweise verlängert werden
müssen. Ebenso dauerneblig bleibt es in der Mitte und im Süden teils im
Bergland. Sehr sonnig wird es in den Hochlagen über der Inversion. Das heute zu
erwartende Temperaturniveau liegt dann zwischen 2 Grad im Dauernebel der
Norddeutschen Tiefebene und 10 Grad an Oberrhein und Nordsee. Leichte
Niederschläge fallen - wie schon erwähnt - an der Kaltfront, aber auch örtlich
im Süden, wo der Stratus von einem von Süden durchschwenkenden Kurzwellentrog
etwas gehoben wird und in Folge etwas Nieselregen produziert. Zudem greift von
Süden her auch etwas hochreichende Bewölkung bis ins Alpenvorland aus. Zuletzt
noch ein Wort zum Wind: Der ist im Bereich des Hochs allgemein schwach und weht
im Norden aus Westsüdwest und im Süden aus Nord bis Ost. Am Nachmittag, wenn
sich im Norden die Kaltfront annähert, frischt an der Ostsee der Wind auf, so
dass es zumindest an deren mittleren und östlichen Abschnitten Böen der Stärke 7
aus Westsüdwest gibt, an einigen exponierten Punkten sind auch Böen der Stärke 8
vorstellbar.

In der Nacht zum Sonntag stellt sich die Wetterlage weiter um. Das Höhenhoch
über den Britischen Inseln weitet sich weiter nach Norden aus und auch das
Bodenhoch zieht sich aus Mitteleuropa zurück und weitet sich weit ins Nordmeer
hinein aus. Im Gegenzug stößt der skandinavische Trog nach Südosten vor und
erreicht das östliche Mitteleuropa. Das Bodentief verlagert sich dabei langsam
nach Westrussland. Das ursprünglich vorhandene Bodenhoch bleibt bei uns vorerst
noch mit einem Keil bestehen, dieser wird aber im Verlauf der Nacht weiter nach
Süden gedrückt, so dass der Wind überall auf westliche Richtungen dreht. Die
Kaltfront verlagert sich im Verlauf der Nacht bis zu den nördlichen
Mittelgebirgen südwärts. Auf ihrer Rückseite dreht der Wind auf Nordwest,
frischt aber nicht weiter auf, so dass es in der Nacht weiterhin Böen der Stärke
7 gibt, diese könnten sich aber auch auf die westliche Ostsee und Nordfriesland
ausweiten. An der Kaltfront selbst werden leichte, mitunter kurzzeitig sogar
mäßige Niederschläge simuliert, die zunächst verbreitet als Regen fallen. Vor
Übergriff der Kaltfront kann es im Bereich der nördlichen Mittelgebirge noch
einmal zu leichtem Frost kommen, so dass örtliche Glatteisbildung vorstellbar
ist. Prädestiniert dafür wären Tallagen (vor allem höhere) des
Mittelgebirgsraumes zwischen Weserbergland und Erzgebirge. Entsprechende
Hinweise liefern ICON-EU und Cosmo-EU. Allerdings sollte es nicht zu einer
unwetterartigen Glatteislage reichen, zudem dürfte der Spuk rasch ein Ende
haben, weil mit Durchzug der Kaltfront die Luftmasse rasch durchmischt werden
sollte. Auf der Rückseite der Kaltfront fließt polare Meeresluft ein, die an den
Skandinavischen Gebirgen getrocknet wurde. Zudem sorgt KLA für Absinken, so dass
die Wolken im Norden Deutschland gegen Morgen auflockern. Allerdings reicht es
nicht für Frost, da die Luftmasse nicht kalt genug ist, zudem ist es ja auch
recht windig. Ungemütlich wird die Nacht auch im Süden. Dort kann es weiterhin
zu etwas Regen kommen. Neblig wird es dort vor allem in mittleren Lagen des
Berglandes. Frost dürfte südwestlich einer Linie Fichtelgebirge-Rothaargebirge
keine Rolle spielen.


Sonntag... stößt der Trog weiter in östliche Mitteleuropa vor. Das Höhenhoch
verbleibt mit seinem Schwerpunkt weiter über Großbritannien. Somit setzt sich
über Deutschland von Norden her zunehmend eine recht kräftige nordnordwestliche
Höhenströmung durch. Das Bodentief liegt weiter über dem Westen Russlands und
das Hoch verlagert sich wieder südostwärts aufs südöstliche Nordmeer und den
Westen Skandinaviens. Damit setzt sich landesweit wieder eine nördliche
Windkomponente durch, ganz im Süden dreht der Wind sogar wieder auf Nordost,
weil auch das Tief über Spanien nach wie vor Einfluss auf die Zirkulation nimmt.
Der Gradient ist dabei vor allem über dem Osten Deutschlands recht kräftig, so
dass es an der Ostsee zu Böen der Stärke 7 bis 8 aus Nordnordwest kommt, auch in
den Hochlagen des östlichen Berglands ist zunehmend mit stürmischen Böen zu
rechnen. Mit diesem kräftigen Wind verlagert sich die Kaltfront weiter südwärts
und erreicht am Abend die Alpen. Sie bringt weiterhin nur geringe Niederschläge,
diese fallen zu Beginn meist als Regen, rückseitig der Kaltfront sinkt aber die
Schneefallgrenze allmählich gegen 600 m. Allerdings fällt dann kaum noch
Niederschlag, am ehesten noch im östlichen Bergland. Während der Mitte und dem
Süden am Sonntag ein trüber Tag bevorsteht, sorgt im Norden KLA weiter für
Wolkenauflockerungen, so dass sich vielfach die Sonne durchsetzt, gegen Abend
dann auch in der Mitte. Bei den Temperaturen zeigt sich die "Maskerade" der
Kaltfront deutlich, mit Höchstwerten von meist 5 bis 8 Grad wird es nämlich vor
allem in der Mitte wärmer als bisher.

In der Nacht zum Montag weitet sich der Trog weiter nach Osteuropa aus. Die
Kaltfront zieht rasch nach Süden ab und auf ihrer Rückseite sorgt KLA für
Absinken und damit Wolkenauflockerung und Druckanstieg. Das Bodenhoch verlagert
sich somit südostwärts und hat dann seinen Schwerpunkt über der Nordsee und
streckt einen Keil nach Mitteleuropa aus. Vor allem am Erzgebirge und an den
Alpen stauen sich bei weiter nördlichem Wind noch die Wolken und dort kann es
noch etwas schneien, wobei die Schneefallgrenze bis in die Tallagen absinkt. Die
erwarteten Neuschneemengen sind aber gering. Die Luftmasse kühlt sich in 850 hPa
auf Werte zwischen -10 Grad am Oderhaff und -2 Grad am Hochrhein ab. Somit ist
in den klaren Gebieten verbreitet mit Nachtfrost zu rechnen, frostfrei dürfte es
nur noch teilweise am Ober- und Hochrhein bleiben. In den Mittelgebirgen ist
teils mäßiger Frost zu erwarten. In der recht trockenen einfließenden Luftmasse
ist die Gefahr von Reifglätte zwar vorhanden, aber nicht sehr hoch. Außerdem
hält immer noch der Bodenwärmestrom dagegen, so dass vor allem Brücken betroffen
sein dürften. Sollte es noch irgendwo nass sein, kann es natürlich überfrierende
Nässe geben. Stellenweise kann es auch Nebel geben, aber großflächige
Nebelgebiete sind aus aktueller Sicht eher nicht zu erwarten, da die Luftmasse
recht trocken ist und der Wind noch spürbar. Letzterer weht weiterhin aus Nord
bis Nordost und erreicht in Böen an der Ostsee und in den Hochlagen des
Erzgebirges weiter Stärke 7, vereinzelt 8. Zudem frischt er auch im Schwarzwald
recht kräftig aus Nordost auf.

Montag... verlagert sich der Trog weiter in den Osten Europas und der
Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich zur Deutschen Bucht. Nach der
vorangegangen recht nebelarmen Nacht dürfte der Tag recht verbreitet sonnig
werden. Wolken stauen sich allerdings weiterhin am Erzgebirge und an den Alpen
und bringen noch geringfügig Schnee. Mit der weiteren Annäherung des
Hochschwerpunkts nimmt der Gradient im Osten ab, so dass dort keine
Windwarnungen mehr nötig sind. Allerdings verstärkt sich der Gradient an der
Südflanke des Hochs noch etwas, so das der Wind im Südwesten weiter zunimmt, was
in den höheren Lagen Südwestdeutschlands (bis ins Bayerische Schwaben hinüber)
Böen der Stärke 7, vereinzelt auch 8 zu Folge hat. Im Schwarzwald muss mit
Sturmböen gerechnet werden. Das Temperaturniveau sinkt im Vergleich zum Vortag,
zumal auch in 850 hPa nur noch Werte zwischen -10 Grad (östliches Bergland) und
0 Grad (Schwarzwald) erwartet werden. Somit stellt sich im höheren Bergland
Dauerfrost ein, im Flachland werden es meist 1 bis 4 Grad, im Südwesten noch bis
zu 6 Grad.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Hochschwerpunkt über Deutschland
hinweg südostwärts. Vor allem in der Mitte und im Norden des Landes stellen sich
dabei sehr windschwache Verhältnisse ein. Im Bergland Südwestdeutschlands bleibt
es weiter windig. Die Nacht wird mit Tiefstwerten zwischen meist -3 und -7 Grad
noch etwas frostiger als die Vornacht, im Bergland können es teils -7 bis -10
Grad werden. Gebietsweise können sich Nebelfelder bilden, es besteht dann
verbreitet Glättegefahr durch Reif bzw. überfrierende Nebelnässe.


Modellvergleich und -einschätzung
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Auf synoptischer Skala gibt es im Kurzfristzeitraum keine erwähnenswerten
Unterschiede zwischen den vorliegenden Modellen. Interessant bleibt noch die
Frage, ob es morgen früh tatsächlich zu vorübergehendem gefrierendem Regen im
Mittelgebirgsraum kommt, was vor allem die deutschen Modelle Cosmo-EU und ICON
anzeigen. Dazu muss es zum einen erst einmal kalt genug werden, es muss dann
auch Niederschlag fallen, was unsicher ist, und zuletzt darf der Wind die
bodennahe Kaltluftschicht nicht zu schnell durchmischen. Letzteres ist vor allem
in Tallagen des Berglandes vorstellbar. Somit erfolgt auch in erster Linie für
diese Gebiete ein vorsichtiger Hinweis in den Warnlageberichten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann

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