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Thema des Tages

Typische Zugbahnen der Zyklonen

Prof. Dr. Wilhelm Jacob van Bebber (1841-1909) geboren in Grieth am
Rhein war deutscher Naturwissenschaftler und Meteorologe an der
Deutschen Seewarte in Hamburg.

Zur Verbesserung der Wetterprognosen analysierte er in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zugstraßen von Tiefdruckgebieten
(Zyklonen). Er kategorisierte diese in wiederkehrende Zyklonenbahnen
mit römischen Zahlen (siehe auch Grafik unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/10/25.html):

I: Tief vom Atlantik nördlich an Großbritannien vorbei Richtung
Nordosten über das europäische Nordmeer bis Nordskandinavien (Ia),
dann weiter Richtung Südost (Ib), Ost (Ic) oder Nordost (Id).

II: Tief vom Atlantik nördlich an Großbritannien vorbei Richtung
Osten über Zentral- bzw. Südskandinavien nach Nordosteuropa.

III: Tief vom Atlantik nördlich an Großbritannien vorbei Richtung
Südosten über Südskandinavien nach Osteuropa.

IV: Tief vom Atlantik über den Südteil von Großbritannien Richtung
Nordosten über die Nordsee und Südskandinavien (IVa) oder über
Norddeutschland (IVb) nach Nordosteuropa.

V: Tief vom Atlantik südlich von Großbritannien südostwärts über
Frankreich in den Mittelmeerraum (Va). Tief vom nördlichen
Mittelmeerraum nord- bzw. nordostwärts Richtung Nordosteuropa (Vb),
Richtung Osten (Vc) oder Richtung Südosten (Vd).

In der heutigen Wettervorhersage haben diese kategorisierten
wiederkehrenden Zyklonenzugstraßen an Bedeutung verloren, denn die
moderne numerische Wettervorhersage liefert uns inzwischen Tage im
Voraus meist sehr brauchbare Informationen über die Verlagerung und
die Entwicklung von Tiefdruckgebieten. Die meisten der genannten
Bezeichnungen sind somit weitgehend in Vergessenheit geraten. Umso
erwähnenswerter ist eine Ausnahme: die berüchtigte Vb-Zugbahn (auch
Vb-Wetterlage). Diese hat sich im Meteorologenjargon bis heute
gehalten. Der Grund dafür ist, dass viele historisch signifikante
Hochwasser in Mitteleuropa ihren Ursprung in dieser Tiefdruckzugbahn
haben. Dabei wird nach einer typischen Tiefdruckverstärkung im Raum
um Genua (Italien) mit der Vb-Verlagerung sehr feuchte Mittelmeerluft
nach Mitteleuropa geführt. Durch Aufgleiten dieser warmen, feuchten
Luft auf kalte Luft am Boden entwickeln sich großräumige
Regengebiete. In Staulagen der Mittelgebirge und der Alpen können
sich diese noch einmal verstärken und zu länger anhaltenden und
ergiebigen Niederschlägen führen.

Bekannte Beispiele für sehr schadensträchtige Vb-Ereignisse sind etwa
die Hochwasser von August 2002 oder Mai 2013. Hier wurden
beispielsweise an Donau, Inn und Elbe erhebliche Schäden durch
Hochwasser verursacht.

Mag.rer.nat. Michael Tiefgraber
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.10.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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