SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.04.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Heute Nacht und am Dienstag Sturm im Westen und Norden. Nacht zum Mittwoch in
der Mitte und im Norden Gefahr von Frost in Bodennähe und teils auch von
leichtem Luftfrost. Mittwoch und Donnerstag im Osten ein geringes
Gewitterrisiko.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein umfangreicher Höhentrog über West- und Südwesteuropa. Die
markante Kurzwelle, die sich gestern über Frankreich dem Westen Deutschlands
näherte erreicht nun Benelux und wandelt sich dabei in ein eigenständiges,
kleinräumiges Höhentief um. Dieses liegt zwischen einem schwachen Höhenjet über
Südfrankreich und dem supergeostrophisch forcierten nördlichen Höhenjet über dem
südlichen Skandinavien und somit in einer sehr höhendivergent geprägten
Strömung. Im Bodendruck wurde eine umfangreiche Bodentiefdruckrinne analysiert,
die sich nun von Nordfrankreich über Benelux, Norddeutschland nach Westpolen und
Tschechien erstreckt. In diese Rinne eingelagert sind mehrere kleinräumige
Bodentiefs: eines über dem Nordwesten von Polen, ein zweites (sehr diffuses)
über Norddeutschland und das dritte und noch markanteste über Nordostfrankreich.
Eingebettet in diese Bodentiefdruckrinne ist eine wellende Okklusion zu finden,
die sich über Nordostdeutschland in eine sich nach Nordpolen erstreckende
Warmfront und eine nach Tschechien laufende Kaltfront aufteilt. Dabei kommt es
im Verlauf des Abends zu einer komplexen Entwicklung, die jedoch in der Folge
bei der Windbetrachtung von großer Bedeutung ist. Das Höhentief überläuft das
Bodentief über Nordostfrankreich/Belgien, das sich zügig abschwächt. Nun sorgt
die Höhentiefannäherung für eine verstärkte Baroklinität bzw. Hebung über der
Deutschen Bucht, sodass sich hier das in der Folge dominante Bodentief bildet
und unter Südwestverlagerung unter das Höhentief schiebt und intensiviert.
Kurzum, eingangs der Nacht haben wir es über der Deutschen Bucht bis Benelux mit
einer umfangreichen und sich verstärkenden Bodentiefentwicklung zu tun. Der Rest
von Deutschland wird von einem schwachen Zwischenhoch beeinflusst. Gleichzeitig
sorgt die stramme südwestliche Höhenströmung für Absinken nordseitig der Alpen
und für recht trockene und höhenmilde Luft.
Daher gehen wir in weiten Bereichen Deutschlands aufgelockert bewölkt in die
Nacht. Einzig über dem Norden (besonders Mecklenburg-Vorpommern und
Schleswig-Holstein betreffend) regnet es noch zeitweise, teils auch gewittrig
durchsetzt. Auch im Südwesten nimmt die Bewölkung und Schauerneigung mit
Annäherung einer markanten Kurzwelle im Verlauf des Abends verbreitet zu. Ein
kurzes Gewitter kann hier nicht ausgeschlossen werden.
Das Hauptthema bleibt aber der Wind, der im Südwesten und Westen stark böig aus
Südwesten weht und besonders zwischen Pfalz, Saarland und NRW wiederholt Bft
8-Stärke (stürmischer Wind), im Bergland allgemein Sturmstärke erreicht. In Der
Eifel sind auch exponiert einzelne Böen im Grenzbereich Bft 9/10 nicht
ausgeschlossen. Die Abendtemperaturen liegen dabei zwischen 13 und 17 Grad, im
Westen um 10 Grad.


In der kommenden Nacht, der Nacht zum Dienstag, verlagert sich das Bodentief
über der Deutschen Bucht nur geringfügig und vertieft sich noch etwas. Derweilen
wird die Okklusion zügig um das Bodentief geführt und erfasst ausgangs der Nacht
den äußersten Nordwesten von Niedersachsen. Gleichzeitig stößt ein schwacher
Ableger des Azorenhochkeils nach Süddeutschland vor, sodass über dem Nordwesten
ein strammer Luftdruckgradient aufrechterhalten wird bzw. sich gar weiter
verstärkt. Von daher bleibt der Wind auch die Nacht über im Nordwesten das große
Thema, wobei das Windfeld, an die Okklusion gekoppelt, allmählich nach Osten bis
Nordosten schwenkt.
Die gesamte Nacht über treten in einem Streifen von der Eifel über das Emsland
bis zur Deutschen Bucht Sturmböen (Bft 8 bis 9) aus Südwest bis West auf.
Innerhalb der Ensembles gibt es im Grenzbereich zu den Niederlanden und Belgien
gar Wahrscheinlichkeiten um 20% für einzelne Bft 10er Böen. Weiter nach Osten
nimmt der Wind sukzessive ab und weht daher von Hessen über das östliche
Niedersachsen bis nach Mecklenburg stark böig aus Südwest (Bft 7, zeitweise
stürmisch Bft 8) mit Sturmböen im Bergland. Auf dem Brocken werden schwere
Sturmböen bis orkanartige Böen erwartet (letzteres besonders ausgangs der
Nacht). Im Süden und Osten weht der Wind hingegen meist nur schwach bis mäßig
aus West bis Südwest.
Niederschlagstechnisch ziehen im Süden wiederholt Schauer durch, die sich im
Verlauf der zweiten Nachthälfte auch auf die Lausitz ausweiten. Derweilen regnet
es im Nordwesten immer wieder und zeitweise auch länger anhaltend, allerdings
mit unbedeutenden Niederschlagsmengen. Ansonsten bleibt es teils klar und
trocken. Die Tiefstwerte liegen zwischen 9 und 5 Grad, im Westen zwischen 4 und
1 Grad. Möglicher leichter Frost in Bodennähe zwischen Saarland und Hunsrück
dürfte durch den Wind / die Durchmischung unterdrückt werden.


Dienstag ... zieht das an das Höhentief gekoppelte Bodentief unter nur
allmählicher Auffüllung in Richtung Dänemark weiter, während sich im Süden
schwacher Hochdruckeinfluss durchsetzt. Allerdings bleibt die "herumgeholte
Okklusion" im gesamten Norden das große Thema, da sich der Luftdruckgradient
über Norddeutschland kaum abschwächt bzw. sich zum Abend nach Norden verlagert.
Daher wird der Dienstag im gesamten Norden ein sehr stürmischer Tag! Verbreitet
treten dabei von NRW bis nach Mecklenburg-Vorpommern wiederholt stürmische Böen
bis Sturmböen auf. Die höchsten Wahrscheinlichkeiten für Bft 10er Böen
erstrecken sich vom westlichen Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein (10 bis
20%). Auf dem Brocken werden Orkanböen erwartet, die sich zum Abend allmählich
abschwächen. Deutlich schwächer fällt der Wind im Süden aus, wo er nur schwach
aus West bis Nordwest weht. Im Nordwesten regnet es im Zuge der
Okklusionspassage zeitweise mit leichter Intensität, bevor der Niederschlag im
Nachmittagsverlauf von Südwesten nachlässt. Sonst werden noch südlich der Donau
bei teils dichter Bewölkung einzelne Schauer erwartet. Dazwischen tritt ein
breiter Streifen mit viel Sonnenschein auf und es bleibt trocken. Die
Höchstwerte liegen zwischen 14 und 20 Grad, im Dauernass in Schleswig-Holstein
bei rund 9 Grad.


In der Nacht zum Mittwoch ist es dann windtechnisch zumeist überstanden. Das
Höhentief zieht in Richtung Schweden ab und über Deutschland wölbt sich ein
flacher Höhnrücken auf, was sich auch im Bodendruckfeld durch einen
geringfügigen Druckanstieg bemerkbar macht. Während der ersten Nachthälfte
regnet es in Schleswig-Holstein noch zeitweise und der Südwestwind weht noch
stark böig, zeitweise stürmisch. Bis Mitternacht schwächt sich der Wind aber
unter die Warnschwellen ab und der Niederschlag hört ebenfalls auf.
Ansonsten verläuft die Nacht zumeist trocken, nur im Südosten und Osten können
einzelne Schauer auftreten. Die Bewölkung lockert besonders im Westen und
Nordwesten dank synoptisch-skaligen Absinkens verstärkt auf, während die
Bewölkung im Süden und Osten nur gelegentlich Lücken aufweist. Besonders den
Westen und Norden erwartet somit eine Strahlungsnacht und bei windschwachen
Bedingungen muss verbreitet mit leichtem Frost in Bodennähe und besonders im
westlichen Mittelgebirgsraum auch gelegentlich mit leichtem Luftfrost gerechnet
werden! Deutschlandweit liegen die Tiefstwerte im Südosten um 6 Grad und sonst
zwischen 4 und 1 Grad.

Mittwoch ... nähert sich von Großbritannien ein neuer Langwellentrog, der jedoch
vorerst nur den Nordwesten mit schwacher Hebung beeinflussen sollte. Zumeist
überwiegt eine antizyklonal konturierte Höhenströmung und es überwiegt
synoptisch-skaliges Absinken. Daher erwartet uns ein wettermäßig ruhiger zweiter
Mai. Zeitweise ziehen dichte Wolkenfelder vorüber, dazwischen setzt sich die
Sonne aber auch für längere Zeit durch. Abgesehen von einem geringen
Schauerrisiko im Osten bleibt es trocken. Ob es am Abend in der Lausitz zu dem
ein oder anderen Gewitter reicht muss noch abgewartet werde. Die Höchstwerte
liegen zwischen 17 und 21 Grad und der Wind weht schwach bis mäßig aus Ost bis
Nordost.

In der Nacht zum Donnerstag baut sich der Keil über Deutschland ab bzw.
verlagert seine Achse zunehmend nach Polen. Somit gewinnt der Höhentrog über dem
Nordwesten zunehmend an Einfluss. Zeitgleich wird aus jetziger Sicht
vorderseitig eines Troges über dem Mittelmeer eine Kurzwelle über die Alpen nach
Ostdeutschland geführt und verlagert sich im Zuge der Höhentrogannäherung zügig
nach Nordostdeutschland. Daher überwiegen in Deutschland allgemein die Wolken,
nur gelegentlich lockert die dichte Wolkendecke auf und immer wieder entwickeln
sich Schauer, besonders im Osten auch einzelne Gewitter, lokal mit
Starkregenpotential (markant). Besonders über der Mitte könnte die Nacht aus
heutiger Sicht zumeist trocken über die Bühne gehen. Der Wind weht schwach bis
mäßig aus West bis Nordwest und das bei Tiefstwerten zwischen 9 und 6 Grad, in
Richtung Eifel um 4 Grad.


Donnerstag ... nehmen die Vorhersageunsicherheiten im Zuge eines möglichen
Abtropfprozesses über Benelux deutlich zu, wobei die Modelle jedoch auch noch
die Option parat haben, dass wir anstatt des Abtropfprozesses eine scharfe
Trogpassage über Norddeutschland erwarten könnten. Viel Konjunktiv, viel
Unsicherheit! Allgemein sorgt ein schwacher Höhenkeil in weiten Bereichen
Deutschlands für einen ruhigen Wettertag. Wiederholt ziehen dichte Wolkenfelder
vorüber, besonders im Nordwesten scheint die Sonne für längere Zeit und es
bleibt meist trocken. Davon ausgenommen das Alpenvorland, der Osten und das
Nordseeumfeld, wo einzelne Schauer auftreten können. Der Wind weht je nach
Entwicklung mäßig aus West bis Nord und die Höchstwerte liegen von Nordwest nach
Südost zwischen 14 und 23 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Mittwoch sehen die Globalmodelle die Entwicklung recht einheitlich.
Marginale Unterschiede sind vorhanden, die sich jedoch nur geringfügig auf die
allgemeine Wetterentwicklung auswirken. Zum Donnerstag hin allerdings nehmen die
Unsicherheiten deutlich zu im Zuge des von GFS anvisierten, jedoch von ICON und
IFS nicht gestützten Abtropfprozesses über Nordfrankreich/Benelux. Aber auch
innerhalb der anderen Modelle wird die über Norddeutschland anstatt des
Abtropfprozesses stattfindende Trogpassage von der Intensität her noch sehr
unterschiedlich bewertet. Somit kann für diesen Zeitraum nur ein grober
Wetterablauf gegeben werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy

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