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Thema des Tages

Tief "RASMUND" sorgt für unwetterartigen Starkregen und Überflutungen


Bereits in der Nacht zum Donnerstag entwickelten sich kräftige und
teils auch gewittrige Starkregenfälle aus den Alpen heraus, die
zunächst im zentralen Süden Deutschlands für Niederschlagsmengen bis
in den Unwetterbereich sorgten. Etwa von der Schwäbischen Alb über
die Fränkische Alb bis zum Bayerischen Wald wurden
Niederschlagsmengen zwischen 35 und 60 l/qm in 12 Stunden gemessen.
An der Station Westerheim im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg
konnten sogar 72 l/qm registriert werden (siehe linke Grafik
"12-stündige Niederschlagssummen" unter www.dwd.de/tagesthema).

Am Donnerstag zogen im Tagesverlauf die teils sintflutartigen und mit
Gewittern durchsetzten Regenfälle über die östlichen Mittelgebirge
hinweg. Zugleich griffen kräftige Gewitter von Polen her auf den
Osten und Nordosten über. Besonders in einem Streifen von Ostsachsen
über Berlin bis zur Prignitz konnten tagsüber Mengen von über 50
l/qm, punktuell wie in Berlin-Tegel auch 93 l/qm in 12 Stunden
beobachtet werden. Aber auch im Nordwesten zwischen Hannover und
Oldenburg kam es zu kräftigen Gewittern mit lokal extrem heftigem
Starkregen. An der Station Großenkneten südwestlich von Bremen fielen
60 l/qm innerhalb von nur 3 Stunden.

In der Nacht zum Freitag hielt der schauerartige Regen vor allem
nordöstlich einer Linie von der Oder-Neiße-Mündung über die Altmark
bis zu den Ostfriesischen Inseln weiter an. Wenngleich sich die
eingelagerten Gewitter im Laufe der Nacht abschwächten, kam es auch
weiterhin zu heftigem Dauerregen. Somit konnten sich die
Niederschläge weiter akkumulieren, sodass besonders in einem Streifen
von Cottbus über Berlin bis zur Prignitz und im südlichen Mecklenburg
24-stündige Summen von teils über 100 l/qm zusammen kamen. An der
Station Berlin-Tegel wurden sogar 152 l/qm beobachtet, was mehr als
der doppelten durchschnittlichen Monatssumme für Berlin entspricht
(siehe rechte Grafik "24-stündige Niederschlagssummen" unter
www.dwd.de/tagesthema). Schaut man sich zudem die mithilfe von
Radarsystemen abgeschätzten Niederschlagssummen an, erscheinen sehr
punktuell sogar Mengen um 200 l/qm durchaus möglich.

Durch die enormen Wassermassen kam es vielerorts zu Überschwemmungen,
zahlreiche Straßen wurden überflutet und waren nicht mehr befahrbar.
Die fünfspurige Autobahn A100, die zu einer der verkehrsstärksten
Autobahnen im gesamten Bundesgebiet gehört, musste mehrere Stunden
gesperrt werden. Der U-Bahnverkehr in Berlin wurde teilweise
eingestellt, an den Flughäfen wurden zahlreiche Flüge gestrichen,
viele Bürger kämpften mit vollgelaufenen Kellern, die ausgepumpt
werden mussten. Zudem wurde in Berlin der Ausnahmezustand ausgerufen,
die Feuerwehren waren im Dauereinsatz. An die Bürger Berlins
appellierte der Chef der Feuerwehr: "Bleibt zu Hause, liebe Bürger".


Extreme Starkregenfälle sind in Deutschland vor allem bei kräftigen
Gewittern im Sommer nicht allzu ungewöhnlich. Das Interessante an
diesem Wetterereignis sind vielmehr die hohen Niederschlagsmengen in
der Fläche. Diese sind für Deutschland sicher außergewöhnlich und
können durchaus mit denen einer unwetterträchtigen "Vb-Wetterlage"
(siehe im Lexikon unter www.dwd.de/lexikon) mithalten. Eine solche
stellt sich beispielsweise im August 1978 eingestellt und erbrachte
ebenfalls solch hohe Niederschlagsmengen. Am 08.08. konnten damals
bei einer ähnlichen Lage von der Uckermark bis nach Ostsachsen in der
Fläche ebenfalls Mengen von über 100 l/qm, punktuell über 150 l/qm
gemessen werden.

Am heutigen Freitag zieht Tief RASMUND allmählich auf die Ostsee.
Damit verlagert sich der Schwerpunkt der anhaltenden Regenfälle immer
weiter in den Norden Deutschlands, wo in einem 12-stündigen Zeitraum
nochmals 30 bis 70 l/qm wahrscheinlich sind und somit auch tagsüber
mit weiteren Unwetterwarnungen gerechnet werden muss. Allerdings
schwächt sich die Intensität der Niederschläge immer weiter ab, womit
die Unwetterwarnungen bis zum Abend auslaufen können.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.06.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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